2005

Übersetzer persönlich
08.12.2005

Man sieht sich, man trifft sich, man plaudert, aber man kennt sich kaum. Damit dies wenigstens in unserem internen Kreis nicht so bleibt, wird Rosemarie Tietze drei KollegInnen aus ihrer Übersetzerklause locken, um sie uns vorzustellen.

Diesmal waren Susanne Aeckerle (übersetzt aus dem Englischen), Agnes Relle (übersetzt aus dem Ungarischen) und Friederike Hausmann (übersetzt aus dem Italienschen) dran.


Der beschädigte Wüstling
08.11.2005

Ursula Wulfekamp spricht mit der Schriftstellerin Christine Wunnicke über ihre Übersetzung der erotischen Literatur von John Wilmot

Christine Wunnicke schreibt über den geplanten Abend:

„Es ist ein seltener Glücksfall, wenn man einen Autor, der in seinem Herkunftsland längst als Klassiker gilt, über 300 Jahre nach seinem Tod zum ersten Mal ins Deutsche übersetzen darf. Ich erzähle von meinem anregenden Zusammenleben mit Lord Rochester, meinen Bemühungen, ihm bei seinen ständigen Verwandlungen (und wechselndem Alkoholpegel) auf der Spur zu bleiben, von Fragen des Tonfalls, des Vokabulars und des Versbaus – und von der Freude, 23 deutsche Reime auf das Wort „Dildó“ zu suchen …“ .


Apprendre à finir / Ein Ende finden
24.10.2005, Institut français de Munich

Laurent Mauvignier und sein deutscher Übersetzer Josef Winiger lesen gemeinsam. Veranstaltung in französischer und deutscher Sprache. Übersetzung der Diskussion: Michaela Gohmert

Schon mit seinem Erstling Fern von euch (Eichborn 2001) hatte Laurent Mauvignier die Kritiker begeistert. Sein zweiter Roman Ein Ende finden stand wochenlang auf der französischen Bestsellerliste und erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter den wichtigen Prix des Libraires.

Er erzählt die Geschichte einer Frau, die sich lange Zeit verzweifelt wehrt, der Realität ins Auge zu blicken. In einem ebenso intensiven wie sensiblen Monolog wird ihre Hoffnung lebendig, ihren untreuen Mann nach einem schweren Unfall endlich zurück zu gewinnen. Nun, da er ausgeliefert ist und sie „Schlinge um Schlinge ihrer Zuneigung“ um ihn legt, hofft sie auf eine glückliche Wende, bevor sie erkennt, dass sie seine Sehnsucht nach einem anderen Leben nicht ändern kann. Die faszinierende Geschichte einer Ohnmacht.

Der 1967 in Tours geborene Autor studierte zunächst Kunst und lebt heute als freier Schriftsteller in Bordeaux.

Veranstalter:

Institut français de Munich in Zusammenarbeit mit dem Münchner Übersetzer-Forum, dem Eichborn Verlag und der Unterstützung der französischen Botschaft in Berlin (Bureau du Livre)


Übersetzer stellen vor:
Von Sumpfzypressen und Geiern
Die Übersetzerin Barbara Henninges auf den Spuren von Zora Neale Hurston
13.10.2005, Literaturhaus München

Abgeschirmt von Segregation und Rassenhaß, wuchs Zora Neale Hurston, die „Mutter der schwarzamerikanischen Literatur“, in Florida, in der ersten von Schwarzen selbst verwalteten, rein schwarzen Kleinstadt der USA auf. Nach dem frühen Tod der Mutter jobbte sie sich als Dienstmädchen, Garderobiere und Maniküre durch eine Abend-Highschool und durch einige Semester an der schwarzen Howard University von Washington. Gefördert von weißen Mäzeninnen studierte sie schließlich, als „heilige schwarze Kuh“ des weißen Barnard College in New York, Geschichte und Anthropologie. Als erste schwarze Ethnografin bereiste sie unter abenteuerlichen Bedingungen die Camps der schwarzen Wanderarbeiter im black belt der USA und die Karibik, um afro-amerikanische und afrokaribische Folklore zu sammeln und bei Voodoo-Heilern in die Lehre zu gehen. Die meisten ihrer Erzählungen und Romane spielen in black communities in den Südstaaten oder in Harlem, und ihre Figuren sprechen unverblümten black slang. Floridas wilde subtropische Natur prägte Hurstons Jugend und ihr gesamtes Werk. In den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde sie als ebenso gefeierte wie umstrittene Schriftstellerin, Dramatikerin und Musiktheater-Regisseurin zur zentralen Figur der Harlem Renaissance, zur queen of the niggerati. Dennoch war Hurston zeit ihres Lebens auf weiße Wohltäter angewiesen, und als die Fördermittel ausblieben, schlug sie sich wieder als Dienstmädchen durchs Leben und starb 1960, vergessen und verarmt in einem Fürsorgeheim in Fort Pierce in Florida. Erst in den 70er Jahren wurde ihr Werk von Alice Walker wiederentdeckt und 1985 in die Library of America, den Olymp der amerikanischen Literatur, aufgenommen.

Im deutschsprachigen Raum gelten Hurstons Werke, vor allem ihre urwüchsigen „schwarzen“ Dialoge, manch einem als unübersetzbar. Barbara Henninges, die mit mehreren deutschen Mundarten aufwuchs, fand jedoch in der schelmenhaften, direkten, bilderreichen Redeweise der kleinen Leute hüben wie drüben, schwarz wie weiß, so viel Vergleichbares, dass sie den Versuch wagte, Hurston eine deutsche Stimme zu geben. Sie übersetzte den Roman Their Eyes Were Watching God („Und ihre Augen schauten Gott“, 1993, Ammann) und die Autobiographie Dust Tracks on a Road („Ich mag mich, wenn ich lache“, 2000, ebenfalls Amman). Die Romanübersetzung wurde 1994 mit dem Stutgarter Literaturpreis ausgezeichnet. Anhand von Archivbildern, Tonbandaufnahmen und eigenen Fotos veranschaulicht die Übersetzerin die Notwendigkeit eigener Feldforschungen und versucht, mit Hilfe von kurzen Lesungen und Textbeispielen den Nachweis zu führen, dass ein wirkungsäquivalentes deutsches Idiom für African American English geschaffen werden kann, das dem Original annähernd gerecht wird.


Sommerfest bei Margarete Längsfeld
23.07.2005


Workshop: Rückübersetzung II Englisch
Mit Rudolf Hermstein
07.07.2005

Rudolf Hermstein schreibt: „Übersetzen ist keine Einbahnstraße.“ Will sagen: Zwar übersetzen wir immer in derselben Richtung, nämlich E-D, aber es hilft oft weiter, wenn man auch die Gegenrichtung im Kopf hat. So kann man etwa eine hypothetische Übersetzungslösung dadurch überprüfen, daß man den deutschen Text probehalber ins Englische zurückübersetzt.

Oder: Man erhält ganz neue Einblicke in die Beziehungen zwischen den beiden Sprachen, wenn man Übersetzungen deutscher Bücher ins Englische analysiert (was wir anhand von Auszügen aus der „Blechtrommel“ tun werden).

Ein weiterer Aspekt: Sehr viele deutsche Wörter und Wendungen (und zwar gerade die idiomatischeren) stehen in keinem Wörterbuch E-D (wohl aber in D-E-Wörterbüchern). Was tun, wenn der treffende Ausdruck einem nicht einfällt und sich auch nicht mit Hilfe von Synonymwörterbüchern aufstöbern läßt?


Workshop: Rückübersetzung I – Französisch und Italienisch
mit Josef Winiger und Burkhart Kroeber
09.06.2005

Josef Winiger schreibt:
„Das Rückübersetzen, möglichst über mehrere Sprachen, kann höchst unterhaltsam sein. Aber es kann auch zur produktiven Übung werden, die unsere Aufmerksamkeit für die Möglichkeiten des Deutschen schärft und manchmal verblüffende Erkenntnisse bringt. Wir möchten dieses ernsthafte Rückübersetzen zum Thema eines Workshops machen, zunächst für die Sprachen Französisch und Italienisch: Burkhart Kroeber und ich legen Ihnen französische und italienische Texte vor, die keine Originale sind, sondern Übersetzungen aus dem Deutschen – und Sie sollen versuchen, das Original zu rekonstruieren.


Der starke Tobak des Monsieur Brassens
Texte zwischen Lied und Literatur
Ralf Tauchmann singt Georges Brassens auf deutsch und französisch
04.05.2005

Georges Brassens (1921-1981) ist einer der Großen des französischen Chansons des 20. Jahrhunderts. Mit seinen äußerlich oft einfach daherkommenden, aber inhaltlich tiefgehenden Texten voller Sprach- und Wortwitz hat er sich in das Herz vieler Franzosen gesungen. In Deutschland ist er noch immer relativ unbekannt.

Der Übersetzer und Sänger Ralf Tauchmann aus Radebeul bei Dresden singt eine Auswahl seiner bislang etwa 100 Übertragungen der Chansons von Brassens: augenzwinkernde bis derb-freche Lieder um aberwitzige Situationen der menschlichen Lebens- und Liebeskomödie.

Von den ersten Liebesversuchen auf öffentlichen Bänken bis zum alltäglichen Aneinandervorbeilieben im stillen Schlafkämmerlein, von der platonischen Zweisamkeit unterm Regenschirm bis zum ehebrecherischen Liebesorkan einer Gewitternacht, vom Versinken in der Gosse bis zum Rettungsanker der Freundschaft, vom Rundgesang der wetternden Flüche bis zum Lobgesang auf die kletternde Erektion…


Moderne Lyrikübersetzung
mit Lars Vollert, Träger des bayerischen Förderungspreises für Literatur
14.04.2005

Lars Vollert schreibt:

„Der Vortrag beschäftigt sich mit einem Hauptproblem der Übersetzung von Lyrik: der Verbindung von Form und Inhalt (Typographie, Metrum, Reim etc.). Zur Veranschaulichung stelle ich einige experimentelle Gedichte von E.E. Cummings und eher klassische Formen Robert Frosts zur Diskussion.

Darauf aufbauend erläutere ich meine persönliche Art zu übersetzen – auch vor dem Hintergrund meiner sprachwissenschaftlichen Vergangenheit (Strukturalismus, Textlinguistik, Prinzip der „Poetischen Markierung“) und meiner Gegenwart als Werbetexter.“


Veranstaltung im Rahmen des Krimifestivals München
13.04.2005

im Amerikahaus lasen unsere Kollegen:

Margarete Längsfeld („Die Katze im Sack“ von Rita Mae Brown)
Thomas Merk („Schnelle Beute“ von Frank Delvin)
Manuela Thurner („Zum Zeitpunkt des Todes“ von Lisa Gardner)

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem B.A.Z., Amerikahaus


Die Übersetzerlähmung
Eine „Berufskrankheit“ erkennen, behandeln und – vielleicht – überwinden

mit Regina Rawlinson
10.03.2005

Viele von uns kennen das Phänomen aus leidvoller Erfahrung – die akute und manchmal sogar chronische Übersetzerlähmung. Gemeinsam wollen wir uns für die Ursachen und Gefahren dieser Krankheit sensibilisieren und Tips und Tricks austauschen, mit welchen Hausmitteln oder Radikalkuren sie sich möglicherweise erfolgreich bekämpfen läßt.

Gern möchten wir auch KollegInnen einladen, die gegen die Übersetzerlähmung immun sind. Vielleicht können Sie mit Ihren Erfahrungen den von der Krankheit Befallenen wieder auf die Sprünge helfen.


9. ordentliche Mitgliederversammlung des MÜF
10.02.2005


Workshop: Recherche biologischer und zoologischer Namen (aus dem Englischen)
mit Ursula Wulfekamp
13.01.2005

Die meisten von uns werden das Problem kennen: Man verheddert sich beim Übersetzen im „poison ivy“, stolpert über das eine oder andere „Gila monster“ oder fischt im Trüben nach mysteriösem Meeresgetier. Anhand von Beispielen wird Ursula Wulfekamp zeigen, wie man solche Gewächse und Geschöpfe im Dschungel der deutschen Sprache aufspüren und ihrer Namen habhaft werden kann.



VERANSTALTUNGEN DER VERGANGENEN JAHRE:
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