30 Mai

Das Münchner Übersetzer-Forum in Wolfenbüttel

Unter der alljährlichen Übersetzertraube, die am Freitagmittag mit Rollkoffern und Rucksäcken bepackt in Wolfenbüttel aus dem Regionalzug polterte, befand sich auch eine nicht zu vernachlässigende, bereits eifrig plaudernde Abordnung aus dem Süden.

Immerhin spielt das MÜF bei der Jahrestagung des VdÜ stets eine tragende Rolle, sei es durch die engagierte Mitarbeit von Jan Schönherr im Organisationsteam oder durch Beiträge von MÜF-Mitgliedern in Form von Lesungen oder Workshopleitungen.

Der Verein im Rampenlicht

2019 stand unser Verein jedoch besonders im Rampenlicht, da im Rahmen der Eröffnung die 1. Vorsitzende des Münchner Übersetzerforums, Tanja Handels, die Gelegenheit bekam, das MÜF und dessen Vereinsarbeit, die hauptsächlich auf Weiterbildung für die Mitglieder und die Repräsentation unseres Zusammenschlusses nach außen abzielt, dem Plenum zu vorzustellen. Das ist auch mit Bravour gelungen, denn wie sich in den folgenden beiden Tagen immer wieder herausstellte, führte allein die Erwähnung des MÜF und der Übersetzerriege in München zu fast schwärmerischer Resonanz unter Kollegen. Wie gut wir es nicht hätten im sonnigen Bayern, mit all den großartigen Übersetzern. Tja: Es ist wohl nicht zu bestreiten!

So bewiesen bereits am Freitagabend, als Martina Tichy mit ihrer Übersetzung von Zachary Masons Buch Die verlorenen Bücher der Odyssee viel Beifall, Gelächter und Bewunderung erntete. Um das Buch, in dem der alternde Ex-Held Odysseus über einen möglichen Alternativverlauf seiner Karriere berichtet, in dem Lesezyklus zum Thema „Herbst“ unterzubringen, musste laut Martina allerdings etwas gemogelt werden, denn Jahreszeiten kommen darin überhaupt nicht vor. Lediglich der „Herbst des Lebens“ verschaffte Odysseus einen Platz auf dem Podium und uns Zuhörern ein wahres Lesefest.

Workshops, Vorträge und feuchtfröhliche Tanzeinlagen

Um das Alter, allerdings der Texte selbst, ging es dann am Samstagnachmittag in Gloria Buschors Workshop „Stilvoll altern“, in dem akribisch daran gefeilt wurde, neue Texte älter klingen zu lassen. Zeitgleich plädierte Burkhart Kroeber vor einer anderen Gruppe interessierter Kollegen dafür, Lampedusas Klassiker Il Gattopardo in neuem Gewand erstrahlen zu lassen.

Soweit der offizielle Teil. Inoffiziell hat das MÜF sich natürlich auch wieder hervorgetan, nicht zuletzt eifrig tanzend beim Festakt an einem für Wolfenbüttel-Kenner neuen Ort: der Lindenhalle.

Sonntag, nach einem abschließenden Mittagessen, bei dem viele noch die Gelegenheit nutzten, letzte Visitenkarten auszutauschen, wurde immer öfter über leichte Müdigkeit  geklagt. Doch wie Kollege Ulrich Blumenbach am Bahnsteig von Wolfenbüttel aufmunternd bemerkte: „Die Party endet erst in Brauschschweig“, wo sich die Übersetzerwege dann endgültig trennten.

(c) Claudia Amor, 2019